9/11
11. Sep, 2006 @ 14.17 Uhr

Da irgendwie anscheinend alle darüber reden, will ich mich nicht ausschließen und auch von meinem 11.9.2001 erzählen. Heute ist ja fünfjähriger Jubiläum Trauertag.

Ich war an der Schule, 11. Klasse, Oberstufe. Den Samstag zuvor veranstaltete unsere Schule eine Spielfest im Schullandheim in Waldbröl für alle frischen Sextaner, wo ich ganz brav ganz viele Fotos machte. Diese Fotos waren zum allerersten Mal digital und mussten natürlich veröffentlicht werden. Direkt nach Schulschluß marschierte ich an diesem 11.9.01 zum frisch eröffneten zweiten Saturn in unserer Stadt, um dort gegen 14:30 Uhr die Fotos zum preisgünstigen Ausbelichten abzugeben. Als ich dann gehen wollte, sah ich eine Menschenmenge vor den ausgestellten Fernsehern stehen. Das ist bei Saturn normal. Aber nicht in diesem Umfang. Ich dachte an eine Show, Vorführung, Demo oder was es sonstnochwas da gibt. Auf allen Fernsehern liefen verschiedene Sender mit gleichen Bildern. Zwei große Gebäude in New York, die rauchten. Es wurden Aufnahmen wiederholt, wie ein Flugzeug in den zweiten Turm reinfliegt. Da sah ich zum allerersten Mal mal ganz bewusst die Twin Towers, das WTC. In einer Stunde war es auch das letzte Mal.

Irgendwie nahm mich die Geschichte nicht so mit. Alles klang nach einem billigen Katastrophenfilm. Mich nahm es nicht mit. Die Produzenten wollten mal wieder Geld verdienen mit einer einfachen Story. Ich hatte überhaupt kein Gefühl. Ich mag keine Katastrophenfilme. Mich nahm es echt nicht mit – auch die nächsten Tage nicht. Bis heute eigentlich nicht. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil ich zuviel fern sehe? Die Bilder haben mich irgendwie stumpf gemacht. Sorry.

In der Schule war aber in den nächsten Tagen nur ein Gespräch möglich. Alle redeten über Terror, Islam, Ossama bin Laden und irgendeinen Krieg, der begonnen haben sollte. Einige Lehrer versuchten so weiter zu machen, wie vorher: ohne großen Erfolg. Ein Kondulenzbuch wurde in den Schulflur gelegt, Kerzen standen daneben. Eine seltsame Atmosphäre herrschte. Im Fernsehen sah man immer und immer wieder die gleichen Bilder. Das Radio spielte Enyas „Only Time“ auf und ab. Im Übrigen tut mir die Frau unheimlich Leid, dass sie ausgerechnet in diese Zeit mit dem Lied reingekommen ist und seit dem gebrandmarkt ist. Naja, dafür hat sie bestimmt viel Asche gemacht. Obszön, oder?

Bis heute bewahre ich eine EMail von meinem Freund Michael „Kansas“ K. auf. Sie wurde am 10.09.01 geschrieben mit dem Inhalt: „Wenn nichts dazwischen kommt, dann fährt uns mein Vater übermorgen PC-Teile kaufen.“ Nun, es ist was dazwischengekommen *hust*, aber PC-Teile haben wir dann trotzdem gekauft. The show muss schließlich go on.

Ich werfe das ultimative 9/11-Stöckchen an euch weiter. Erzählt mal..!

One Response to “9/11”

  1. High Tower sagt:

    Es gehörte nicht wirklich viel “Ignorierungs-Arbeit” dazu, um die Jährung des Ereignisses vollkommen zu missachten. Es interessiert mich einfach nicht, dass es heute vor 5 Jahren passiert ist, mich interessiert, DASS es vor 5 Jahren passiert ist. Aber das heute nun wirklich nicht mehr als sonst. Mir gehen solche Hypes auf die Nerven. Als ob es an anderen Tagen nicht genauso wichtig wäre, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und den Opfern zu gedenken.
    Trotzdem will ich mich mal zurück erinnern, wie ich das ganze damals erlebt habe: 2001 war ein Jahr, in dem ich noch aktiver Sportler war und es mich mindestens zweimal pro Woche in die Tischtennishalle verschlagen hat. So auch an diesem Tag, auch wenn mit etwas Verspätung, denn zu Hause hatte ich mich nur schwer vom Fernseher lösen können. Meine Mutter und ich starrten entsetzt auf die Mattscheibe. Die Bilder waren erschreckend, beim Training war ich immer noch fassungslos. Mehr weiß ich nicht mehr von diesem Tag. Aber vom darauffolgenden: Da war nämlich Lehrerausflug und ich war mit ein paar Freunden im Freizeitpark in Bottrop. Klingt makaber, einen Tag nach diesen Geschehnissen, in einen US-amerikanisch gestalteten Vergnügungspark, zu pilgern, um schreiend sich den halsbrecherischen Fahrgeschäften zu frönen. Wir haben’s damals trotzdem getan, ließen die Personenkontrollen über uns ergehen und erfreuten uns an einem gähnend leeren Park…

  • (C) by Michael Rotmanov